Für regelmäßige Spielberichte fehlt – wie man hier sicherlich merken konnte – derzeit einfach die Zeit. Was aber nicht heißen soll, dass nicht viel gespielt wurde. Hier sind meine paar bescheidenen Gedanken zu Wir sind das Volk!, Simsala…Bumm!, The game und Winter der Toten. Außerdem gebe ich einfach mal einige Eindrücke wieder, die ich nur aufgeschnappt habe, ohne dass ich die Spiele dazu gespielt habe. Ich weiß wohl, dass es für einige nicht interessant sein wird, wenn über Spiele berichtet wird, die derjenige gar nicht gespielt hat. Aber wenn sich jemand herausgefordert fühlt, seine „echten“ Erfahrungen beizutragen, hätte ich erreicht was ich erreichen wollte.

Wir sind das Volk!

Nach jetzt zwei vollen Spielen hat sich mein positiver Ersteindruck des Anspielens voll und ganz bestätigt. Der Kartenmechanismus ist recht schnell verinnerlicht und sorgt gemeinsam mit den historischen Ereignissen für eine Kurzweiligkeit, die die 2 bis 2,5 Stunden nicht langweilig werden lassen. Etwas sperrig ist das Dekadenende, welches aber letzlich einer thematischen Logik folgt und damit trotzdem unterhält. Ich habe nun als BRD je einmal gewonnen und einmal verloren, bin jetzt gespannt auf die rote Seite der Macht! Beide Spiele waren bis in die letzte Dekade spannend und hatten teilweise sehr überraschende Wendungen. Für Strategen ist Wir sind das Volk! sicherlich einen längeren Blick wert. Und wer sich die Mühe macht, das Spiel zu entdecken, wird mit einem großen Spiel in kleiner Schachtel zu einem sehr fairen Preis belohnt!

Simsala … Bumm!

5 Zauber stehen vor mir und ich muss einen davon sprechen, wenn ich dran bin. Soweit so gut, nur in Hanabi-Manier stehen die verflixten Dinger mit dem Rücken zu mir. Die Info, die ich habe, ist lediglich die Gesamtzahl der einzelnen Zaubersprüche im gesamten Spiel (1-8mal) und die offenen Zauber meiner Kontrahenten. Ja genau, Kontrahenten! Kein kooperatives Zaubergeschmuse, sondern ein Versuch, den anderen Möchtegernzauberern die Lebenspunkte zu nehmen. Und so fliegen die Feuerbälle, werden Drachen und Geister beschworen und Heiltränke entkorkt. Nenne ich einen Zauber, der nicht in meinem aktuellen „Repertoire“ ist, verliere ich selbst einen Lebenspunkt. Es werden mehrere Runden gespielt und am Ende jeder Runde werden 0-3 Punkte vergeben. Wer zuerst 9 Punkte hat, gewinnt! Das Ganze klingt spannend und lustig, es spielte sich dann aber eher „nett“. Also nicht „nett“, die kleine Schwester von Scheiße, sondern „nett“, die kleine Schwester von … naja einer recht großen Zahl von cooleren Geschwistern, die man aber trotzdem auch mal mit einlädt.

The game

Steffen Benndorf macht Spiele für Leute, die eigentlich nur von 1-100 zählen können müssen … könnte man denken. Denn  der Mann, dem wir z.B. auch Qwixx verdanken oder auch Pescado (da reicht es Farben zu kennen und etwa bis 20 zu zählen), schafft es, erstaunlich einfache, fast schon erschreckend einfache Mechanismen zu spannenden Spielen zu basteln. Wir versuchen als Spieler kooperativ die Karten von 2-99 abzulegen, und das in je zwei aufsteigenden und zwei absteigenden Reihen. Es ist erlaubt, „zurück zu springen“, wenn ich damit einen exakten Zehnerschritt rückwärts mache. Zwei Karten müssen verpflichtend abgelegt werden, wenn ich dran bin, freiwillig dürfen mehr abgelegt werden. Und die Absprache der Spieler untereinander darf natürlich keine genauen Zahlen enthalten. Das Ergebnis ist die Anzahl der zuletzt übrig gebliebenen Karten. Das war’s! Mehr ist das nicht und ich dachte:“das soll Spaß machen?“. Es macht, und zwar mächtig! Ich mag es deutlich lieber als Hanabi, von dem ich aber nie ein sooo großer Riesenfan war.

Winter der Toten

Das Zombiespiel, bei dem das Überleben der eigenen Gruppe mehr im Vordergrund steht, als das Zombiegemetzel. Keine allzu neuen Mechanismen, aber bewährte Zutaten zu einem schmackhaften neuen Rezept zusammengbrutzelt. Besonders interessant ist nicht zwingend die Verräterkomponente, die es auch in anderen Spielen gibt, sondern das geheime individuelle Ziel, welches es für jeden Spieler gibt. Damit ist jeder so ein bißchen auch Egoist und behält den einen oder anderen Gegenstand bei sich … muss ja nicht alles für die Gruppe sein, oder besser doch? Sehr gelungen finde ich die Ereigniskarten, die nicht automatisch, sondern nur unter bestimmten Bedingungen (aktiver Spieler macht xy) eintreten und ein schönes Erzählelement beitragen … und jede Menge absurde Situationen, die für viel Lachen gesorgt haben! Ein sehr schönes thematisches, meist kooperatives Spiel. Meist, aber nicht immer …. (verräterisches Gewinnergrinsen, fade out..)

Flurfunk aus’m Spieltraum

Nein, kein Spiel, hier kommt jetzt das, was ich so aus dem weißen Rauschen der anderen Spieltische an Kommentaren, Spaß und Frust mit mir noch unbekannten Spielen so herausgehört habe. Ok, einiges ist mir auch so direkt erzählt worden. Also starten wir mal mit Auf den Spuren von Marco Polo, dem neuen HiG-Spiel. Ich bin im Moment so eurogamemüde, dass ich das gar nicht auf dem Radar hatte. Die Stimmen aus der Spielgruppe verrieten jedoch hinterher ein angeregtes Diskutieren über Spielstrategien, was mich durchaus für das Spiel erwärmt hat. Über Viva Java hingegen war eher zu hören, dass es eine grottige Regel hat, und auch sonst nicht besonders gefallen hat. Es gab tatsächlich keinen Fürsprecher und die kritischen Stimmen bemängelten beispielsweise, dass es zu viel Elemente zu integrieren versucht. Das Thema finde ich aber nach wie vor toll, vielleicht probiere ich diese Bohne doch einmal. Das kleine, derzeit nur in englischer Sprache erhältliche, Red 7 beginnt unter den Spielträumern einen kleinen (?) Siegeszug. Von diesem Tisch habe ich viel Lachen und Emotionen mitbekommen. Das macht definitv neugierig.

 

Jaaa… und wie sieht’s bei euch so aus?