…so könnte eine Sommerloch Schlagzeile in allseits bekannten Tageszeitungen lauten. Aber eigentlich verstecken sich darin wieder nur Hinweise auf die Spiele, zu denen es heute einen teils Erst- teils vertieften Eindruck geben soll. Ersteindrücke habe ich von Isle of Skye und Puzzle Strike zu berichten. Etwas häufiger spielen konnte ich bereits Zombicide Season 3: Rue Morgue (gespielt inkl. Erweiterungen wie Zombie-Dogz, Dog Companions und Angry Neighbors) und die Descent 2 Koop-Szenarien, von denen gerade das zweite deutsche Szenarion Zorn der Natur erschien.

Die Schlüsselsucher sind eingekesselt … aber haben den Schlüssel !! …endlich

Ich bin eigentlich kein Zombie-Fan … ehrlich nicht. Und deswegen ist Zombicide anfangs auch so völlig an mir vorbeigegangen. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie ich dann doch Interesse entwickelt habe (vermutlich haben es die anderen Spielträumer empfohlen) , aber das Spielsystem, das Zomicide zugrunde liegt, ist genau mein Ding. Deswegen befindet sich nach der Season 2 auch die Season 3 mittlerweile in meinem Besitz. Ich erspare mir hier Regelerläuterungen, die man anderswo sicherlich finden wird, und beschränke mich wieder auf persönliche Eindrücke. Mir gefällt der Verlauf der Missionen, bei dem sich der Bedrohungsgrad des Spiels parallel zu meiner Charakterentwicklung und -aufrüstung immer mehr und sehr ausbalanciert steigert. Und das auf eine sehr einfache Art und Weise, ich verzichte da gerne auf Regeln für mehr …“Realismus“ (…ja ich weiß, wir reden über ein „Zombiespiel“, aber falls sich jemand Gedanken macht, wie er sich auf die Zombieapokalypse vorbereitet, möchte ich ihm nicht zu nahe treten 😉 ). Rue Morgue machte dabei in meinen bislang 4-5 Missionen alles richtig: Die Missionen wirken vielseitiger, und die thematische örtliche Umgebung ebenfalls (anders als bei dem doch sehr auf nur einen Schauplatz ausgelegte Prison Outbreak). Die neuen Dürre-Zombies sind grundsätzlich wie Standardzombies zu behandeln, aber sie sind hartnäckiger und werden beim Wurf von Einsen im Angriffswurf zu Kriechern, die besonders im Fernkampf schwer auszuschalten sind. Damit werden plötzlich auch Waffen, bei denen nur ein Würfel geworfen wird, deutlich interessanter. Ich habe von Anfang an die Rue Morgue mit den Zombie-Dogz bevölkert und meinen Überlebenden Hundebegleiter (Dog Companions) mitgegeben. Erstere sind schnelle Biester mit gefährlichen 3 Aktivierungen pro Runde, die somit zum erklärten ersten Angirffsziel für Überlebende werden. Als Begleiter erhöhen die Hunde die Nahkampfwerte, ich kann sie aber auch zum Suchen und Apportieren oder zum Kämpfen losschicken (wobei sie sich als hilfreich gegen Zombiehunde und Kriecher erwiesen haben). Im bislang größten gespielten Szenario kamen dann noch die Sucherzombies aus den Angry Neighbors dazu. Diese sind durch Extraaktivierungen im Falle jeder nachfolgend gezogenen Sucherkarte sehr schnell, im Gegensatz zu den Hunden aber unberechenbarer, und werden damit ebenfalls gerne frühzeitig angegriffen.

Aus geplanter Verstärkung wurde taktischer Rückzug.

Auch merkt man den Fortschritt der Zeit über die Seasons hinweg. Die Akteure auf beiden Seiten wirken abgerissener und die Autos gelten nicht mehr als sicher. Stattdessen können wir einen Heli fliegen und uns von diesem abseilen (natürlich nur mit der passenden Fähigkeit). Kurzum: Im o.g. großen Szenarion mussten wir uns Zutritt zu einem Haus verschaffen, durch das wir einen Helikopter erreichen. Zu diesem musste aber auch noch der Schlüssel gefunden werden. Danach galt es, mit Heli und allen Figuren ins Brachland zu entkommen. Wir starteten erfolgreich, drangen in das Haus ein und teilten die Gruppe in Schlüsselsucher und Helivorbereiter auf. Leider fanden wir den Schlüssel sehr (!!) spät, wodurch die Gruppe durch große Zombieherden und ein Mordstrum – so heißt das nur durch Feuer bekämpfbare Monstrum dieser Season – getrennt blieb und die Schlüsselsucher schließlich überrant wurden. Es hatte allen am Ende sehr gefallen und wir hatten einige spannende Stunden. Nein, ich bin immer noch kein Zombie-Fan, aber ich kenne halt jetzt einige sehr gute Spiele mit Zombiethema (z.B. auch Winter der Toten) und habe mich auch für die Serie The walking dead begeistern können.

Nach hinten durch Belebte Steine der Geomantin gut abgeschirmt, ahnen die Helden noch nicht ihr Verhängnis …

Bleiben wir zunächst bei den thematischen Spielen. Ich bin ein großer Freund von Descent und der Terrinoth-Welt und fand es fantastisch, als mit Vergessene Seelen (VS) das erste rein kooperative Szenario auf den Markt kommt. Nun liegt mit Zorn der Natur (ZdN) das zweite rein kooperative Szenario vor. Vermutlich, damit diejenigen Monster aus der Grundbox (und nur diese wird für die beiden bislang auf deutsch erhältlichen o.g. Abenteuer benötigt), die für VS nicht benötigt wurden, sich nicht so langweilen. Hier treffen wir also auf Goblins, Spinnen, Ettins und Merriods. Das Spielprinzip bleibt wie gehabt, so dass Kenner von VS sicher schnell ins Geschehen eintauchen können. Für Neulinge ist aber sicherlich erst einmal etwas Umgewöhnung nötig, um zu lernen wie der automatisierte Overlord funktioniert. Dieser macht seine Sache aber sehr gut und wir haben hier einen sehr knackigen Schwierigkeitsgrad, in beiden Abenteuern. Diese beinhalten übrigens die komplette Heldenentwicklung mit Erfahrungs- und Ausrüstungsgewinn währen des Spielens. Mir gefällt ZdN etwas besser, da wir als Helden einen Begleiter mitbekommen, der geschützt werden muss (oder zumindest sollte), uns aber auch als Gegenleistung durch Heilung oder andere Dinge hilft. Das ist aber nur ein sehr kleiner Unterschied, der mich nicht davon abhalten wird, VS nochmal zu spielen. Vor allem, wo ich es in beiden Abenteuern noch nicht geschafft habe über die zweite (von drei) Hauptszenen hinweg zu kommen!

Zur Kuriositätenschau meiner bisherigen Lieblinge unter den Wortneuschöpfungen („gesimst“, „gedownloaded“ und -bisheriger Spitzenreiter- „gewhatsappt“) reiht sich seit gestern ein heißer Kanditat um die neue Spitze ein: „abwehrgecrasht“. So heißt das nämlich, wenn ich gecrashte gems abwehre. Alles klar? Ich hole etwas aus: Gestern guckten mich von einem grell-glänzenden Cover grimmige großäugige Gnome an … auf der Schachtel stand Puzzle Strike und das erste was ich dachte war: Hier versucht jemand ein Browserspiel zu einem Brettspiel zu machen. (Heute las ich auf der BGG-Beschreibung sogar, dass diese Intention, ein Browserpuzzlespiel zu verboardgamen (Ich kann auch Worte erfinden!!), tatsächlich in gewisser Weise vorhanden war…) Mehr muss ich eigentlich nicht wissen, um klar zu haben, dass ich nicht zur Zielgruppe gehöre. Dann höre ich von Freunden, dass das Spiel klassischen Deckbau mit dem hippen Bagbuilding verbindet und noch einige interessante neue Aspekte hat. Ok, Bewährungsprobe!

Tatsächlich ist hier das Dominionprinzip (und an Dominion müssen sich halt alle derartigen Spiele messen, da es das Genre chronologisch anführte) mit stabilen Chips nachempfunden, in einigen Funktionen sogar so, dass Daniel die Namen der entsprechenden Dominionkarten dazu nennen konnte. Der Clou ist aber, dass sich jede Runde automatisch Edelsteine („gems“) bei den Spielern anhäufen und wenn ich am Ende meines Zuges 10 oder mehr vor mir liegen hab, habe ich verloren. Und hier kommt dann das „crashen“ dieser Steine hin zum Gegner ins Spiel, was ich mit augewählten Chips erreichen kann. Diese sind im sehr sehr übertragenen Sinne wie die Punktekarten bei Dominion, nur dass sie sinnvolle Funktionen erfüllen anstatt die Hand vollzustopfen (dafür gibt es bei Puzzle Strike die Wunden). Der Gegner kann dies „abwehrcrashen“, was mit denselben Chips möglich ist. Dies hat eine doch hohe Interaktion zur Folge. Die Startbedingungen sind durch eine „Charakterwahl“ (was bedeutet, dass ich drei festgelegte individuelle und nicht entsorgbare Chips besitze) für jeden Spieler unterschiedlich. Außerdem gibt es einen Aufholmechansimus, der einfach darin liegt, dass ich mehr Chips nachziehen darf, wenn ich viele Edelsteine vor mir habe. Es spielt sich aufgrund der genannten Unterschiede doch sehr anders als der Urvater, so dass es eine Weile brauchte, vom Punktesammeln umzuschalten auf Gems crashen. Eine postive Überraschung lag hinter mir, nein, eigentlich zwei: ich mochte das Spiel, und ich hatte gewonnen!!

Damit wird man kein König …

Am Ende eines jetzt schon wieder zu langen Artikels schauen wir kurz nach Schottland: Isle of Skye ist ein weiteres Gemeinschaftsprodukt der Autoren des nun preisgekrönten Broom Service. Wir haben es hier mit einem Legespiel zu tun, welches sich dadurch vermutlich mit Carcassonne messen werden muss. Wobei ich finde, dass dies kein treffendes Bild geben würde. Zwei Merkmale charakterisieren in meinen Augen Isle of Skye: die mit jeder Partie neu zusammengestellten Siegpunktbedingungen (was in dieser Partie in Schottland als „Schön“ gilt) und der Mechanismus, mit dem die Plättchen gehandelt werden. Ja, genau, ich darf nicht einfach die Plättchen anlegen, die ich ziehe! Den drei Plättchen, die jeder Spieler in jeder Runde zieht, werden geheim Preise zugeordnet, bzw. wird entschieden, welches Plättchen weggeaxt wird (noch so ein Wort … ). Die Preise teile ich mit meinem Geld ein, welches ich quasi dann bezahlen muss, wenn niemand es kauft. Aber zuerst bekommt jeder Spieler die Gelegenheit, ein Plättchen eines Mitspielers für den vorgeschlagenen Preis zu erwerben. Das schafft Entscheidungsdilemmata: mache ich es zu billig, wird es wahrscheinlich weggekauft,… mache ich es zu teuer, ist das Geld für mich nachher weg, aber ich behalte das Plättchen…und überhaupt, ich brauche ja noch Geld zum Kaufen, also nicht alle Münzen zum Auspreisen benutzen. Dieser Mechanismus ist für mich das Herzstück, das besondere Gewürz in diesem Spiel. Und obwohl ich vom Führenden fast überrundet und grandios Letzter wurde, habe ich Lust auf weitere Partien! Allerdings nicht zu fünft, da war es zu frustrierend, mehrfach kein eigenes Plättchen mehr übrig gehabt zu haben. Bin aber auf Versuche in allen anderen Konstellationen sehr gespannt!

So, nun reicht es auch erst mal wieder! Die Messe lässt langsam schon kribbeln und erste Vorbereitungen werden getroffen. Und bei euch so? Meinungen, Erfahrungen und Verschwörungstheorien bitte wie üblich in den Kommentaren.

Weiter spielen!