Daniels Spielwoche (19/2014)

Habt Ihr es gemerkt? Die Welt ist letzte Woche wider Erwarten nicht untergegangen. Wem Ihr das zu verdanken habt, fragt Ihr? Mir natürlich. Und Supersilke. Denn wir spielten am Freitagabend Elder Sign.

Elder_SignIm kulturhistorischen Museum der Stadt Arkham mehrten sich die Hinweise, dass die uralte Scheußlichkeit Tsathoggua von Kultisten wiedererweckt werden sollte. Die Athletin Rita Young und der Musiker Jim Culver machten sich daran, das Ritual und den damit verbundenen Weltuntergang zu verhindern. Selbst, wenn es ihr Leben kosten sollte.

Und so war es dann auch. Jim Culver wurde aufgrund von schrecklichen Visionen („horrible visions“) wahnsinnig, und Rita Young tatschte leider die falschen Exponate an („please, don’t touch the exhibits“) und verstarb alsbald. Vorher hatte sie zum Glück mittels ihrer Spezialfähigkeit (Immunität gegenüber Anforderungen, die den Verlust von Lebenspunkten erfordern) die Rite of Passage bezwingen können.

Die beiden Ermittler wurden ersetzt durch die Ex-Kultistin Diana Stanley und den Arzt Vincent Lee. Obwohl es gegen Ende sehr schlecht für uns aussah – unter anderem brachten uns der Abgrund („The Abyss“) mehrfach im wahrsten Sinne des Wortes um den Verstand – schafften wir es dennoch kurz vor dem Erwachen der fiesen Monsteraffenkröte, genügend Ältere Zeichen zu sammeln um den Kollegen wieder für die nächsten paar Jahrhunderte zu sedieren. Jippie!

Elder_Sign_DiceRein mechanisch betrachtet ist Elder Sign ein Kniffelderivat mit Zielvorgabe. Der aktive Spieler wählt ein Ziel mit diversen Würfelkombinationen aus und versucht dann, diese zu erfüllen. Dabei darf theoretisch beliebig oft neu gewürfelt werden, bei jedem misslungenen Versuch geht jedoch ein Würfel verloren, so dass in der Praxis meist doch nur drei bis vier Versuche übrig bleiben. Bei Erfolg gibt es meist Karten, die bei zukünftigen Versuchen helfen und beispielsweise den gelben oder gar den roten Würfel freischalten oder die Ermittler zusätzliche Würfel einfrieren, neu würfeln oder gar ändern lassen. Bei einem Misserfolg verliert der glücklose Tropf von Spieler Lebenspunkte oder (ja, gerne, ist ja ein Cthulhumythosspiel) geistige Gesundheit.

Mehr als von der Würfelmechanik lebt Elder Sign allerdings von der Atmosphäre. Die Bilder sind wunderschön und sehr evokativ, die Flair-Texte – so man sie lesen kann, denn der Font ist leider unterirdisch schlecht – stimmungsvoll. Es werden nicht wie beim großen Bruder Arkham Horror Geschichten erzählt, sondern vielmehr eine Stimmung erzeugt. Das finde ich richtig klasse. Zumal der Zeitaufwand mit ca. einer Stunde durchaus im Rahmen bleibt.

Der Sack ist eigentlich ein Würfelbeutel und nicht im Spiel enthalten.

Der Sack ist eigentlich ein Würfelbeutel und nicht im Spiel enthalten.

Auf der Negativseite verbucht ES allerdings eine gewisse Fummeligkeit, die aber vermutlich bei einem Mythos-Spiel einfach so sein muss. Es gibt einfach eine gefühlte Milliarde an Countern, Markern und Karten, die vielleicht nicht unbedingt hätte sein müssen. Andererseits sieht es schon beeindruckend aus, wenn man diese gewaltigen Kartenstapel sieht und haufenweise Monster aus einem Säckchen zieht. Elder Sign ist einfach durch und durch Ameritrash, und auch noch stolz darauf. Und wenn ich mal ganz ehrlich bin: anders würde ich es auch nicht wollen.

Wer Elder Sign noch nicht kennt, dem lege ich die formidable iOS-App Elder Sign: Omens ans Herz, die das Spielerlebnis mit toller Geräuschkulisse und stimmigen Ken-Burns-Effekten aufwertet und solo in ca. 20 Minuten spielbar ist.

Ein finales Wort noch zur Erweiterung Unseen Forces. Sie macht das Spiel etwas schwieriger, was meiner Meinung nach willkommen ist. Außerdem gibt es etliche Gegenstandskarten, die nicht nur einen Bonuswürfel einbringen, sondern die auch noch interessante Effekte bieten. Zusätzlich sind noch Mythoskarten dabei, die Entscheidungen zwischen zwei Übeln forcieren und die insgesamt fieser als die im Grundspiel sind. Ich habe die Mythos-Karten des Basisspiels, die mir langweilig oder zu leicht erschienen, entfernt und spiele so mit einem leicht modifizierten Mythosdeck. Außerdem drehe ich die Uhr nicht jeweils um drei Stunden weiter sondern würfele mit einem regulären W6 und bewege die Uhr entsprechend. Dadurch hat man ab und an Glück, dass die Zeit nur um eine oder zwei Stunden vergeht, meist ist es aber deutlich schlechter für die Spieler – und besser für die Spannung. Mein Urteil: zwei schleimige Tentakel hoch!

Drei Schiffe – jetzt muss Silke nur noch den Feuerdrachen abschießen, damit es sich lohnt.

Drei Schiffe – jetzt muss Silke nur noch den Feuerdrachen abschießen, damit es sich lohnt.

Drachenherz

Am Sonntag versuchten wir uns noch an Drachenherz, das ich jüngst bei einem Maths Trade (=Ringtausch) bei boardgamegeek.com erhalten habe. Ein typisches Michael-Menzel-Gemälde stellt sowohl Spielbrett- als auch kostenbewusst die Kartenillustrationen. Wir legen hier und da Karten ab, um da und dort wieder Karten einzusammeln, die dann am Ende Punkte bringen. Nach drei Partien innerhalb von 45 Minuten – inklusive des Regelstudiums! – hatte ich allerdings nicht das Gefühl, das Auskommen des Spiels groß beeinflussen zu können – so konnte ich mich über drei Siege nur halb freuen.

Die redaktionelle Leistung hinsichtlich der Übersichtlichkeit ist hingegen großartig. Resultat: Drachenherz spielt sich fluffig – aber meist sind die Optionen klar, es gibt oft nur die eine Karte, die man gerade spielen sollte, und taktische Kniffe oder gar Fallen für den Gegner sind bei diesem Kosmos-2er-Spiel eher Glückssache, denn so gut lässt sich das Blatt leider nicht beeinflussen. Mein Urteil: „so mittel irgendwie“. Es tut nicht weh, aber … spektakulär geht anders.

tl;dr

Zum Schluss noch zur Belohnung für das tapfere Lesen oder Nachuntenscrollen mein Concept-Rätsel der Woche. Ich habe es aus Gründen der Übersichtlichkeit dieses Mal (und für die Zukunft) in InDesign ein bisschen nachgebaut. Zum Vergrößern einfach anklicken! Wer es herausgefunden hat, darf gerne unten kommentieren und damit prahlen, dass sie/er klüger ist als die anderen Kinder. Viel Spaß!

Concept_19

Die Lösung von letzter Woche: AuswählenAnzeigen

Wir lesen uns nächste Woche!