Daniels Spielwoche (29/2014)

„… sat on their parkbench like bookends.“ – Nichts neues in der letzten Woche, zumindest nichts Gutes. Die einzige Neuerscheinung, die ich testen durfte, war Hook.

Hook

Hook

In diesem merkwürdigen Schnelligkeits-Take-that-Hybrid-Piratenspiel legen alle Spieler gleichzeitig Pappschablonen auf in der Mitte ausliegenden Karten, um dann die noch sichtbaren Symbole abzuwickeln. Dadurch schießen wir auf unsere Mitpiraten, verstecken uns in Fässern, um die Schüsse der anderen abzuwehren, sammeln völlig sinnbefreit Papageien und warten darauf, dass das Spiel vorbei ist. Denn spannend geht anders. In der Hektik hat man eh keine Zeit, vernünftige Entscheidungen zu treffen, und so wählt man einfach eine Karte, die erst mal gut aussieht und hofft, dass sich der Rest der Baggage gegenseitig killt.

Nach kopflosen 20 Minuten war’s dann auch schon vorbei. Ein Gefühl der Ratlosigkeit machte sich breit. Wir brauchen es alle nicht noch einmal. Schade drum, denn die Grafik ist eigentlich ganz nett.

In großer Runde spielten wir danach 6 Nimmt. Zu Recht ein Klassiker, auch wenn böse Zungen behaupten, dass man einfach zufällig eine Karte spielen kann und dadurch genauso erfolgreich wäre. Da ich aber souverän gewonnen habe, behaupte ich einfach mal das Gegenteil und bin stolz auf meine taktische Meisterleistung. Nur zwei Tage später sollte sich die gesunde Selbstüberschätzung allerdings in bittere Trauer wandeln, denn bei einer erneuten Partie bekam ich ständig die Karten ab und verlor so deutlich. Verdammtes Glücksspiel!

Mit zweimal zwei Spielern ist Dog einfach klasse! Ich mag Partnerschaftsspiele insgesamt gerne – glaube ich. Aber so viele kenne ich ehrlicherweise gar nicht. Doppelkopf, Tichu, Carolus Magnus … mehr fällt mir da gar nicht ein. Dog ist auf jeden Fall schnell erklärt, simpel gespielt und lädt zum Fluchen und Prahlen ein. Herz, was willst Du mehr? Dog Royal vielleicht? Nein, denn Dog bezieht seinen Aufforderungscharakter gerade durch seine Einfachheit. Es ist eben Mensch, ärgere dich nicht mit Karten und Partnern. Und nicht viel mehr. Bei Dog Royal gibt es hingegen viele kleine Futzeligkeiten, die während des Spiels bedacht werden wollen: Rangfolgen und Spezialfähigkeiten der Figuren zum Beispiel. Dadurch wird es einfach zu komplex für das, was es sein will. Zum Glück spielten wir am Mittwoch im Holling trotz des Royal-Materials „nur“ das normale Dog, und Annika und ich gewannen (verdient). Ich bin immer wieder gerne zu einer Partie Dog bereit!

Anschließend erklärte ich mehr schlecht als recht Mystery Rummy: Jack the Ripper, und wir spielten zwei Runden zu viert. Ich gewann beide, aber das lag vermutlich erstens an meiner schlechten Erklärung, zweitens an der mangelnden Erfahrung der Mitspieler (eigentlich logisch; außerdem habe ich MR:JtR schon bestimmt hundertmal gespielt) und drittens einfach an unverschämtem Glück.
Elder Sign

Elder Sign

Interessant war es trotzdem, denn bisher hatte ich Jack nur zu zweit gespielt. Zu viert ist es anders – aber nicht unbedingt besser. Ich probiere es gerne noch einmal aus, aber ich schätze schon, dass Al Capone mit seiner Partnerversion (Aha! Doch noch ein Partnerspiel!) besser in dieser Besetzung funktioniert. Am Wochenende holte mich dann Supersilke wieder auf den Boden zurück, indem sie vier Partien hintereinander so deutlich gewann, dass es schon fast wieder lustig war. Fies.

Zum Glück hatte sie danach Erbarmen mit mir armen Wurm und spielte mit mir eine kooperative Partie Elder Sign gegen die Abscheulichkeit Abhoth, die, wie wir natürlich alle wissen*, eine amorphe, graue Masse ist und ständig Junge gebiert, welche dann wiederum in Elder Sign pausenlos bekämpft werden müssen, um zu gewinnen.
* Nee, wusste ich auch nicht. Wikipedia hat mir da geholfen, aber zu meiner Ehrenrettung möchte ich anmerken, dass Abhoth auch nicht in den Werken Lovecrafts abhottet vorkommt, sondern eine Erfindung des bekannten** Autors Clark Ashton Smith war.
** Nee, kannte ich bisher auch noch nicht. Hm.
Eine ziemlich harte Partie, die wir auf dem letzten Meter doch noch für uns entscheiden konnten. Mein modifiziertes Mythos-Deck, aus dem ich die „einfachen“ Karten entfernt habe, gefällt mir sehr gut. Teilweise war das Spiel dadurch sehr, sehr gemein zu uns. Und von den neun Verderbenmarkern waren schon acht auf dem Brett – das war knapp. Fanpost und Dank für das Weltenretten wird aber gerne angenommen.

Mit meinem Sohn habe ich noch erfolgreich unsere Burg bei Castle Panic beschützt. Ich glaube aber, ich brauche langsam doch mal die Erweiterung Wizard’s Tower, damit es ein bisschen schwieriger wird. Wir haben zwar nur mit einer Mauer und drei Türmen überlebt, aber so richtig brenzlig war es noch nicht. Kennt jemand die Erweiterung und kann mir sagen, ob sie sich lohnt?

Dann gab es noch zwei kurze Runden Dragons (international als Seven Dragons bekannt). In der ersten Runde war ich aufgrund der scheinbar fehlenden Taktik etwas enttäuscht, in der zweiten hatten es aber alle verstanden, und so gab es ein munteres Gerangel um Platzierungen und Blockaden und Absprachen. Ist doch ganz witzig, kann aber mit den anderen Amigo-Kartenspielen vielleicht doch nicht ganz mithalten. Wird aber gerne noch einmal aufgetischt.

Der Hammer der Woche war aber das Worker-Placement-Spiel Dachboden aufräumen. Bei diesem kooperativen Spiel für zwei geht es darum, Objekte zu verschieben, zu sortieren und letztendlich zu entsorgen. Eigentlich eine nette Idee für ein Spiel, es krankte jedoch erstens am Material – Gestaltung und Haptik sind doch sehr altbacken – und zweitens an der langen Spieldauer. Anschließend fühlten wir uns beide sehr ausgelaugt; es war doch sehr anstrengend. Wir brachten fast den ganzen Sonntag damit zu und waren wirklich sehr froh, als endlich die letzten Ressourcen aufgebraucht waren und das Spielbrett leergeräumt war. Wenn wir dieses Spiel nie wieder spielen würden, wäre die Welt ein glücklicher Platz. Andererseits steht demnächst noch das Nachfolgespiel Keller ausräumen an. Der Titel des gleichen Autorenduos soll angeblich noch länger und anstrengender sein. Und das Spielmaterial ist, soweit ich das überblicken kann, noch schäbiger. Wer’s mag! Ich fürchte aber, ich komme nicht drumrum.

Zum Schluss, wie immer, noch ein Concept-Rätsel, das dieses Mal vielleicht ein bisschen knackig geworden ist. Concept habe ich diese Woche übrigens auch noch mal gespielt, und ich muss feststellen, dass es als Familienspiel zwar ganz witzig ist, in einer homogenen Gruppe – also nur mit Erwachsenen – aber doch deutlich besser funktioniert. So konnten wir auch komplexere Sprichwörter wie „Jemanden etwas unter die Nase reiben“ legen. – Ich wünsche viel Spaß beim Rätseln. Wir lesen uns nächste Woche.
Die Lösung von letzter Woche: AuswählenAnzeigen