Daniels Spielwoche (12/2014)

Ich weiß nach über 10 Partien Legenden von Andor immer noch nicht, was ich von dem Spiel halten soll. Einerseits hat es all die Elemente, die ich von einem Spiel erwarte: Abenteuer, eine Geschichte, Monsterplätten und tolle Grafik. Und es ist kooperativ, das finde ich auch toll – da verliere ich wenigstens nicht alleine.

Aber: auf der anderen Seite ist es schon sehr trocken und deterministisch. Man zählt ja die ganze Zeit Felder und Schritte und Stunden und schätzt die Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten ab. Die Spieler werden außerdem bestraft, wenn sie die Gegner beseitigen und damit die von Michael Menzel routiniert gezeichnete Burg beschützen – denn der Erzählerstein schreitet voran und sorgt so dafür, dass nicht nur die Geschichte weitererzählt wird, sondern dass auch neue Widersacher auf das Spielfeld gelangen. Das ist im Kern schon alles ziemlich „Euro“. Quasi ein Nachteilsausgleich wie bei vielen Eurospielen, nur eben für das Spiel. Eigentlich lustig.

Trolle! Trolle! Und M&Ms! Und Orangensaft!

Trolle! Trolle! Und M&Ms! Und Orangensaft!

Problem ist die Wiederspielbarkeit. Zu zweit haben meine Frau Supersilke und ich bestimmt acht Mal versucht, die zweite Legende zu schaffen, und da hat die papierdünne Story – schon wieder schlägt der Euro-Indikator an! – doch ein bisschen genervt. Nebenbei bemerkt: das Konzept, die Spielregel wie in einem Videospiel-Tutorial scheibchenweise zu präsentieren, finde ich gut gelöst. Besonders unerfahrene Spieler können so die erste Hürde mühelos überwinden. Aber, lieber Kosmos-Verlag, beim nächsten Mal bitte doch wieder eine richtige Spielregel – vielleicht zusätzlich. Meinetwegen auch nur als PDF im Internetz. Aber so geht‘s nicht.

Wir haben am Freitagabend die dritte Legende (zum ersten Mal) versucht, und es war schon krass, was da an Trollen aufgefahren wurde. Die Kerls sind ja fast nur zu viert besiegbar! Dafür muss man erst mal die Zeit finden – oder Überstunden machen („Helden“ der Arbeit …). Zuerst sah alles sehr trübe aus, doch wir fanden die Hexe schon unter dem zweiten Nebelplättchen, und sowohl der variable Aufbau der Legende* als auch die täglich zu ziehenden Ereigniskarten waren uns wohl gesonnen.

* Legende! Als ob sich nach einem Spiel Andor noch jemand an die Geschichte erinnert! Bei Maus und Mystik, ja, da haben wir noch Wochen nach dem Ende der Geschichte über Vanestras finstere Pläne und die heldenhafte Vereitelung derselben gesprochen und über Siege über diverse Rattenkriegerübermachten geprahlt. Bei LvA ist das einfach ein bisschen leidenschaftsloser. Schade eigentlich.

Trotzdem konnten wir das Spiel – dank einiger dermaßen lachhaft schlechter Würfelwürfe – erst ganz knapp auf der Zielgeraden für uns entscheiden. Puh! Trotzdem kein richtiger High-Five-Moment.

Jetzt hört sich das alles so an, als ob ich Andor ganz doof finde, find ich aber nicht. Ich genieße das Puzzle mit Fantasy-Atmosphäre. Ich möchte nur nicht den Rest meines Lebens mit ihm verbringen. Aber durchgespielt wird es trotzdem.

Finstere Flure

Finstere FlureDanach noch eine Partie von Friedemann Frieses fiesem … ffff … Spiel. Ich mag Frieses Spiele im Allgemeinen sehr gerne, weil sie meist mit dem Thema eng verbunden sind und sich frisch anfühlen. Bei Finstere Flure versuchen die Spieler, ihre vier Figuren aus dem Verlies fliehen zu lassen, in dem das achsoböse Monster Furunkulus umherstapft. Das Ziehen funktioniert dabei nach vorgegebenen Zugweiten auf einem Quadratraster. Nachdem alle Spieler gelaufen sind, ist das Monster (das im Übrigen aus verschiedenen Teilen – z. B. Frankensteinkopf, Vampirkörper, Schleimmonsterarme, Skelettbeine – zusammengebaut werden kann) an der Reihe.

Es bewegt sich immer geradeaus, schaut dabei aber die Gänge rechts und links entlang, und wenn es ein lohnendes Opfer sieht – also einen Spielermarker, der näher ist als das Ziel, auf das es bisher zugelaufen ist, ändert es die Richtung. Sind allerdings zwei Spieler gleich weit entfernt, ist das Monster verwirrt und bewegt sich daher einfach mal geradeaus. Dadurch kann man irgendwie berechnen, woher der hässliche kleine Kerl laufen wird. Aber eben nur irgendwie, denn man macht halt doch ständig doofe Fehler, und dann brasselt das Vieh plötzlich doch die falschen Leute (nämlich meine) um.

Wenn man nicht zu viel Zeit darauf verwendet, die Situation zu analysieren, ist Finstere Flure ein prima Spiel. Ansonsten wird es leider ein bisschen zu kopflastig, was uns am späten Freitagabend dann auch passierte.

Exkurs: Friedemann Frieses Spiele (die ich kenne)

  • Funkenschlag: superduper ökonomisches Spiel, das unglaublich tight ist und das mit Routenbau, Ressourcen-Management und Versteigerungen ein reales Gefühl für einen Managerposten eines Energieversorgers erzeugt. Eines meiner absoluten Lieblingsspiele!
  • Flussfieber: ein Rennspiel, bei dem man wie ein Holzfäller den Fluss hinuntertreibt und den Mitspielern Baumstämme in den Weg donnert. Sieht harmlos aus, kann aber durchaus gemein sein. Tolles Familienspiel.
  • Freitag: tolles Solitärspiel. Der bräsige Robinson muss von Freitag über einen cleveren Deckbaumechanismus fit gemacht werden, damit er Piraten besiegen kann. Leider ein bisschen zu lang für meine Mittagspause, aber ich arbeite daran.
  • Fauna: ein Quizspiel mit Tieren und deren Lebensräumen und Schwanzlängen (ja, echt). Funktioniert auch in gemischter Gruppe (mit Kindern und Omi) super. Großartig.
  • Fremde Federn: im Spieltraum wird ja behauptet, dass es broken wäre, weil uns‘ Ben es direkt am ersten Abend „kaputtgespielt“ hätte; ich bin respektvoll anderer Meinung und behaupte, dass es ein gutes Spiel ist, das es verdient hat, ausgelotet zu werden.
  • Futterneid: sehr leichtes und flockiges Spielchen, das ich nicht besitze, aber mit dem ich auf der Messe 2013 viel Spaß hatte.
  • Fundstücke: habe ich nur im Spieltraum mal angetestet; fand ich ein bisschen zu lang für das, was es machte.
  • Stichmeister: witziges Stichspiel, das eigentlich alle anderen Stichspiel obsolet machen müsste, wäre es nicht manchmal ein bisschen zu chaotisch.
  • Turbo Taxi: hektisches Puzzlespiel, das vom Spielgefühl ein bisschen an Ubongo erinnert. Zuhause spielt es leider keiner mehr mit mir, weil ich (protz) immer gewinne.

Heroquest

Der Ork hat keine Chance!

Der Ork hat keine Chance!

Mit meinem Sohn hatte ich ja letzte Woche viel Erfolg mit Starquest, und so beschloss ich, es einmal mit Heroquest zu versuchen. Das war allerdings nicht ganz einfach, denn meine Ausgabe hatte längere Zeit in einer feuchten Garage gelagert und war ein bisschen angegammelt. Die Karten musste ich komplett ent- und bei eBay neu besorgen, die etwas müffelnden Pappteile (die Möbel etc.) habe ich tatsächlich für eine Woche eingefroren (mit Erfolg: sie sind jetzt hoffentlich schimmelfrei). Das Spielbrett ist allerdings in einem etwas schlechten Zustand; ich habe es bei 80° im Backofen gehabt und ein paar Tage in die Sonne gestellt, aber es stinkt immer noch und ist jetzt auch noch verzogen. Wenn ich wirklich auf Dauer mit meinen Kindern Heroquest spielen möchte, muss ich mir da was ausdenken.

Jedenfalls hatte mein Sohn viel Spaß daran, Monster zu vertrimmen (gut erzogen, der Kerl!). Aber ich weiß nicht so genau, ob ich es wirklich toll fand (außer aus Nostalgiegründen). Maus&Mystik ist entstanden, weil Jerry Hawthorne, der Autor des Spiels, ein großer Heroquest-Fan war und eine modernere Version des Spiels für seine Kinder erfinden wollte. Das Spielgefühl ist auch tatsächlich sehr ähnlich. Aber: besser! M&M ist tatsächlich in jeder Hinsicht besser als Heroquest, wenn man mal von der Variabilität des Aufbaus bei HQ absieht. Andererseits sind wir mit M&M durch (bis Glürm kommt) …

Nach dem zweiten Szenario wollte mein Sprössling dann „alleine spielen“ und baute den Dungeon neu auf und bekämpfte ohne Würfel die Monster. Schön, dabei zuzusehen!

Galaxis

Galaxis_2Ich habe noch diesen elektronischen Klassiker von 1980 in meinem Regal. Ein Freund hat mir mal die Kabel wieder angelötet, die im Laufe der Zeit und des Gebrauchs abgegangen waren, und jetzt funktioniert es wieder tadellos. Kennt überhaupt jemand Galaxis?

Prinzipiell haben wir es mit einem Schiffe versenken zu tun, bei dem wir allerdings verschollene Raumschiffe suchen (nein, nicht abballern!). Die Koordinaten, die abgefragt werden, sind allerdings nicht nur binär (getroffen/nicht getroffen), sondern sagen auch aus, wie viele Raumschiffe sich auf der gleichen waage- oder senkrechten und diagonalen Linie befinden. Dadurch kann man peilen und ein bisschen taktisch spielen.

Galaxis_1Hinzu kommt, dass Galaxis ein riesiger Plastikklotz ist, der einfach geil aussieht und der auch noch blinkt und Geräusche macht: „Manii-manii-manii-manii-manii-manii-manii-manii“ während des Suchens, „piep-piep“, wenn z. B. zwei Schiffe zu sehen sind, „bööööp“, wenn überhaupt kein Schiff erfassbar ist, und „Dü-düdüp, dü-düdüp, dü-düdüp, dü-düdüp“, wenn man eines erwischt (gefunden! nicht abgeschossen!) hat.

Wir haben gleich zwei Partien gespielt, eine gegeneinander und eine zusammen. War schön.

Kleopatra und die Baumeister

Ich möchte dieses Days of Wonder-Spiel so gerne mögen! Eine tolle Produktion, fantastisches Material, und dann „nur“ ein Kartenspiel? Nein, ich habe es noch nicht häufig genug gespielt, um eine fachkundige Aussage darüber zu treffen. Ich weiß nur: es macht Spaß, aber es ist ein bisschen zu lang. Vielleicht ist es mit 5 Spielern besser, weil sich die Marktstände dann mehr durchmischen und man während der Züge der anderen ein bisschen planen kann, was man denn als nächsten bauen möchte. Hm. Muss das demnächst noch mal spielen.

Kleopatra sieht immer ein wenig unaufgeräumt aus …

Kleopatra sieht immer ein wenig unaufgeräumt aus …

Wir spielten am Samstagabend zu dritt, Frau, Tochter und ich. Die Tochter machte ihre Sache wirklich gut und spielte toll mit. Am Ende wurde ich verdient den Krokodilen vorgeworfen, da konnten auch meine zahlreichen Talente (hehe) nichts mehr retten. Wäre diese (im übrigen wirklich fantastische) Regel, dass der korrupteste Spieler automatisch verloren hat, nicht, dann … (hätte, hätte …). Aber so gewann tatsächlich die Tochter mit zwei Punkten Abstand vor Supersilke, während ich reptilienbedingt indisponiert war.

Wie gesagt, ich spiele es demnächst noch einmal und entscheide dann für mich, ob ich es wirklich mag. Bisher finde ich es … naja, ganz gut.

Dobble

Iglu!

Iglu! Nein, Geist!

Zum Schluss als Absacker noch eine Partie Dobble, das geht ja auch wirklich schnell – ein wenig zu schnell. Gegen Kinder hat man selten eine Chance. Zumindest ich gegen meine. Schönes Spiel.

Dass ich im Laufe der Woche diverse Partien SOS Titanic gespielt habe, erwähne ich jetzt nicht extra (whoops, zu spät).