…daran, dass mir Kartenspiele zusagen, bei denen ich aus dem, was ich gerade auf der Kartenhand halte, irgendwie das Beste machen muss. Und dass mir Kartenspiele überhaupt (Stichspiel oder nicht) Spaß machen. Deshalb gab es jetzt erneute positive Überraschungen bei Spielen, die bislang sehr am Rande meines Radars lokalisiert waren. Die Rede ist von Sentinels of the Multiverse und Imperial Settlers, welche mich nach den ersten Spielen sehr zum Wieder- (-und wieder- und wieder- usw. im Falle der Sentinels)-spielen animiert haben. Und für alle, denen es hier zu unkritisch zugehen sollte, folgen noch Ersteindrücke von X-Com – Das Brettspiel und Takenoko, sowie der langsame Fall von Nations – Das Würfelspiel.

Ra und Tempest gegen Baron Blade, in einer 2er Variante, die ganz gut funktioniert und auf BGG zu finden ist.

Aber zuerst: Bühne frei für die Superhelden! Sentinels of the Multiverse ist ein Spiel mit Decks und ohne Deckbau. Vielmehr sind alle Superhelden, Superbösewichte und die Umgebungen, in denen diese gegeneinander antreten, durch fest vorsortierte Decks definiert, die sich je nach Helden- usw. -Typ alle anders spielen. SotM ist dabei voll kooperativ, d.h. am Ende ist entweder das Böse besiegt, oder die Helden. Die Umgebung hat dabei Einflüsse, die mal hilfreich für die Helden sind, oft aber Erschwernisse darstellen. Die Grundregeln sind dabei denkbar einfach: beginnend mit dem Bösewicht, dann reihum alle Helden und zuletzt die Umgebung spielen einfach eine Karte vom Deck (Bösewicht und Umgebung) oder aus der Hand (Helden), die dann ausgeführt wird. Die Helden dürfen zudem nach dem Spielen der Karte eine Fähigkeit (power) nutzen und eine Karte nachziehen. Vorher und am Ende jedes Zuges werden eventuell ausliegende Effekte (start of turn, end of turn) automatisch ausgeführt. Das war’s! Aber durch die Vielzahl der Karten stellt sich das halt bald deutlich komplexer dar. Die Autoren schaffen dabei durch Illustrationen und Flufftexte ein ganz eigenes Superhelden-uni -multiversum. …..Moment mal …Waas!? Kein Spiderman, Wolverine, Batman!? Kein Magneto, Joker, Green Goblin!? Kein Gotham City?! Nö. Und tatsächlich vermisse ich das auch gar nicht. Die hier geschaffen Helden sind oft sehr eindeutig an bekannte Helden angelehnt, aber auf eine sehr charmante Weise, die eher an eine Hommage als an eine billige Kopie denken lässt. Die Grafik ist vermutlich wie immer streitbar, mir gefällt sie, vor allem wegen der szenischen Darstellungen auf den Karten, die zusammen mit dem Flufftext die Effekte der Karten sehr schön plastisch werden lassen. In der Grundbox stehen 10 Helden zur Verfügung, die bereits eine Bandbreite an Strategien zulassen und sich in 3-5er Gruppen 4 Gegnern in 4 möglichen Umgebungen stellen. Mein Beitragsbild zeigt die Grundbox inkl. der großen Doppelerweiterung (Rook City/Infernal Relics) und je einem ehemaligen Promodeck (kann heute einzeln käuflich erworben werden) von Helden, Schurken und Umgebung. Passt alles super in eine Box, die damit 15 Helden, 13 Bösewichte, 13 Umgebungen und alle Counter fasst (und das ist noch nicht alles, aber vernünftige Spieler können es dabei zunächst belassen … falls einer von denen hier überhaupt mitliest 😉 ).

Für alle, die gerne All-in gehen, hier der Rest der Sammlung. Bei Vengeance kann man dann auch als Superheldengruppe gegen eine Superböseschurkengruppe antreten!

Da muss man sich erst einmal durch alle Konstellationen prügeln! A propos prügeln: tatsächlich geht es hier nur darum Lebenspunkte zu reduzieren, was zwar thematisch auf sehr phantasievolle Art geschehen kann, aber mechanisch keinen wesentlichen Unterschied macht und natürlich keine Offenbarung ist. Auch ist der Überblick über die Effekte manchen Kritikern zu fiddly und zu viel Mathe. Fiddly…ok, stimmt manchmal. Mathe…jaaaah, aber mit Plusrechnung und Minusrechnung im Zahlenbereich 1-100 (in einer Ausnahme bis 200) sollten die meisten wohl klarkommen. Mir macht es Spaß, die einzelnen Decks der Helden zu entdecken, zentrale Themen und Karten zu identifizieren, um die das Deck aufgebaut ist. Mal ein schnelles durch das Deck Hecheln und dabei mit Hilfe der Ablage noch immer mehr Schaden verteilen – Tachyon -, und mal ein Hau drauf Deck –Ra oder Haka). Die Komplexität der Decks ist in der Anleitung zwischen 1 und 3 angegeben und mit einer 1er Komplexität können auch unerfahrene Spieler sofort Spaß haben. Die Bösewichte (warum klingt das irgendwie nicht so cool wie Villain?!) sind mit einer Schwierigkeit von 1 bis 4 eingestuft und agieren irgendwie auch intelligent. Einzelne Karten des Decks sowie dauernde Fähigkeiten sorgen dafür, dass die Charakteristika der einzelnen Schurken (klingt schon etwas cooler) gezielt zum Tragen kommen und sich Persönlichkeiten zeigen, wenn auch fiese. Es gibt für iOS und Android das Ganze bis zu Infernal Relics auch digital, leider ohne Testversion, und zwar sehr schön umgesetzt! Wer ein Superheldenspiel mit schönem und neuem Hintergrundthema bei gleichzeitiger Vertrautheit sucht, viel Abwechslung in Helden- und Gegnerwahl mag und mit Englisch (und „Mathe“, s.o.) kein Problem hat, sollte mal einen Versuch wagen. Sebst Optimierer bekommen etwas geboten, wenn sie versuchen, diejenige Heldengruppe zusammenzustellen, die es mit Schurke/Bösewicht XY aufnehmen kann! Reine Eurogamer werden hier aber keinen Spaß haben.

Meeples, Ressourceeples, Marker und Karten! Paradies für Eurogamer.

Letztere könnten vielleicht eher mit Imperial Settlers von Ignacy Trzewiczek etwas anfangen. Hui, wie niedlich kommt die Grafik daher und verleitet womöglich den Interessenten zu denken, ein humoriges und nicht so ernstes Spiel in den Händen zu halten! Denkste!! Hier wird hat um Ressourcen gekämpft, hier werden Züge optimiert (im Rahmen dessen was die eigene Kartenhand und Auslage hergeben), hier wird auch beim Nachbarn mal was zerstört, um noch Siegpunkte herauszukitzeln. Vier unterschiedliche Völker, alle etwas anders zu spielen, konkurrieren hier um die bedeutendste Zivilisation…nee, ehrlich, ein Zivispiel ist Imperial Settlers gar nicht, aber das störte mich bereits in der ersten Partie nicht mehr. Es ist ein gutes, vielleicht sogar sehr gutes Aufbauspiel mit dem von mir so geliebten Karten-variabel-nutzbar-Prinzip (wenn ich diese Karte für x nutze, kann ich sie danach nicht mehr für y oder z nutzen) wie z.B. auch von Brügge oder Ruhm für Rom bekannt. Und auch wenn es durch das Zerstören beim Gegner eine Komponente hat, die viele abschrecken könnte, der Geschädigte profitiert auch etwas von dieser Aktion, so dass ich das Spiel bislang noch nie als aggressiv erlebt habe. Freue mich schon auf Erweiterungen, von denen zwei schon angekündigt und noch viele mehr denkbar sind.

Eigentlich sieht das aus, als hätte es mir gefallen können. Hätte, hätte …

In Sachen Verbindung von Brettspielen und digitalen Hifsmitteln bin ich bislang Purist: entweder analog oder digital, aber der neue Trend, digitale Hilfsmittel bei einigen Brettspielen einzusetzen, so dass das Spiel ohne schon nicht oder kaum mehr spielbar ist, löst bei mir so gar keine Gegenliebe aus. Entsprechend war X-Com auch nicht auf meiner Wishlist, aber Thema und Spielgruppe am letzten Spieleabend passten, also los: vielleicht überrascht es mich positiv wie zuletzt Puzzle-Strike. Und ja tatsächlich, der Echtzeit-Teil des Spieles mit seinen unterschiedlichen Rollen und Aufgaben ließen mich daran erinnern, dass ich seinerzeit Space Alert auch sehr unterhaltsam fand. Aber trotzdem trug dann der Rest irgendwie nicht weiter. Und der Rest nimmt halt den größeren Teil der Zeit ein, die Verwaltung und Auflösung der Aufgaben. Also hinterließ mich das Spiel zwiegespalten: tolles kooperatives Teamwork in der Echtzeitphase, in der wir unsere Aufgaben von der App mitgeteilt bekommen (vor allem WANN diese zu erledigen sind), aber der Rest kann dann irgendwie mit kaum einem kooperativen Spiel mithalten, das ich kenne. Erstaunlicherweise muss ich also feststellen, dass mir gerade der app-gesteuerte Teil gefiel. Und ich würde wohl noch einmal mitspielen, allerdings hatte ich direkt nach dem Spiel keine Lust auf eine weitere Partie. Und ich denke immer noch: Brett bleibt Brett und Bit bleibt Bit!

Niedlich und unter Artenschutz … gilt dies A) für den Panda; B) für den Gärtner; C) für das Spiel; D) Mirdochegal

Takenoko ist ja soooo süüüüß! Also optisch. Vom Spiel her ist es eher seichte Unterhaltung, und da ich gerade von seichter Unterhaltung spreche: ich fühlte mich von Takenoko etwa so unterhalten wie seinerzeit bei meiner ersten (und bislang einzigen) Partie Splendor. Jetzt weiß ich ja, dass es vermessen ist, ein Spiel nach nur einem Durchgang zu bewerten und ich war zugegeben sehr unkonzentriert und völlig im Hintertreffen bei dieser Partie. Aber für weitere Partien muss mich ein Spiel halt irgendwie in dem Glauben zurücklassen, „beim nächsten Mal machst du es besser, lieber Spieler“ oder „ich werde immer besser und interessanter, je länger du Zeit mit mir verbringst“! Puuh, liebes Takenoko, in diesem Fall kann die schöne Schminke leider aber nicht darüber hinweg täuschen, dass du für mich wahrscheinlich nicht das Richtige bist. Aber hey, andere Mütter haben auch spielbegeisterte Kinder hervorgebracht und du wirst sicherlich jemanden finden, der besser zu dir passt! Also, Ciao!

Mit Erstaunen musste ich letztens feststellen, dass da ein Spiel in meinem Regal steht, welches da heißt Nations – The dice game. Und sofort kamen die Erinnerungen: die große Freude als es angekündigt wurde, die Enttäuschung, dass es so lange bis zum Nachdruck dauerte und schließlich die Freude an den ersten Spielen. Aber irgendwie fehlt mir derzeit die Motivation und der Gedanke, „das müsstest du auch längst mal wieder spielen“. Irgendwie bleibt ein Gefühl, dass da jetzt nicht mehr so viel heraus zu holen ist, dass ich bei Würfelspielen auch eher Im Wandel der Zeiten – Das Würfelsspiel oder thematisch ganz anders angesiedelte Spiele bevorzugen würde. Den großen Bruder, den müsste ich mal wieder spielen. Beim Würfelspiel verblasst der Glanz, weil eigentlich eben kein Zivilisationsaufbau-Gefühl entsteht (im Gegensatz zu IWdZ-DW) und die Möglichkeiten schnell erschöpft sind. Aber die Würfel sind trotzdem sehr schön.

Abschließend musste ich gerade heute die Erfahrung machen, dass mich eine Vorankündigung für Essen doch jetzt schon gepackt hat, obwohl ich da bislang trotz einiger Vorab-Hypes bislang noch sehr gelassen war. Tail feathers ist ein taktisches Miniaturenspiel aus dem Maus und Mystik-Universum! Von den gleichen Machern und mit Vogelreitern und so. Quasi D&D Attack Wing in niedlich! … und hoffentlich nicht in Unendlichkeit zu erweitern… (frommer Wunsch?)

Die Messe rückt immer näher und vielleicht ist der nächste Bericht schon eine Messrückschau. Und bei euch so? Fragen, Antworten, Philosphien und Verschwörungstheorien bitte wie immer in den Kommentaren.

Weiter spielen!