Heute wurden, wie viele sicher schon mitbekommen haben, die Spiele des Jahres verkündet. Das Kinderspiel des Jahres ist Geister, Geister, Schatzsuchmeister! und wurde schon am 18. Juni präsentiert. Heute folgten dann Istanbul als Kennerspiel und Camel Up als Spiel des Jahres.

Hier geben wir einen Überblick über die Preisträger und die nominierten Spiele um unsere Eindrücke der letzten Wochen festzuhalten, schließlich kamen fast alle nominierten Spiele vor kurzem im Spieltraum auf den Tisch.

Krisses Eindruck:

Ich war am Anfang unschlüssig welche Spiele aus dem aktuellen Jahrgang wirklich preiswürdig sind. Meine Favoriten waren Love Letter, was wohl einfach ein Jahr zu spät kam, und Russian Railroads, welches in den Augen der Jury wohl doch ein wenig zu komplex für das Kennerspiel war. Beide Spiele landeten dann auf der Nominierungsliste.

Beim Spiel des Jahres muss ich sagen, dass Splendor zwar Spaß machte, aber wenig tauglich als Familienspiel erscheint. Es ist nicht besonders kommunikativ und sehr taktisch. Concept dagegen ist ultrakommunikativ und hat ja Dank Daniel eine feine Rätselgemeinde unter seinen Spielberichten etabliert. Allerdings krankt es daran, dass die Zahl der Spieler für die moderne Familie mit 1,2 Kindern zu hoch angesetzt ist. Man muss es aber auch nicht nach den Regeln spielen um einen Gewinner oder ein Gewinnerteam zu ermitteln sondern kann munter basteln und raten lassen weil es einfach Spaß macht.
Camel Up schließlich ist aus den Nominierten das familientauglichste, kurzweiligste und witzigste Spiel. Es bietet viel Spaß in großer wie kleiner Besetzung und wird auch bei den Spielträumern oft und gerne gespielt. Das Spiel ist selbstverständlich darauf angewiesen, dass die Kamele nah genug zusammen bleiben, damit Überraschungen möglich – ja wahrscheinlich – sind. Und gerade Anfänger sollten wissen, dass der Griff zur Pyramide einen schnell ins Hintertreffen bringt, weil die nachfolgenden Spieler dann den Vorteil der besseren Information besitzen.

Beim Kennerspiel fehlt mir zwar die Spielerfahrung von Concordia doch zwischen Istanbul und Rokoko fällt die Wahl nicht so schwer. Rokoko ist ein durchaus funktionierendes Workerplacement-Spiel, was allerdings leider an zwei Dingen krankt. Zum einen ist es besonders in größerer Besetzung viel zu lang (wir lernten es in einer Fünferrunde kennen, was definitiv zu viel ist). Außerdem trug (sicher verstärkt durch die lange Spielzeit) das Konzept nicht über die gesamte Spieldauer. Es machte einfach nicht so viel Spaß.
Istanbul dagegen ist eins der am häufigsten gespielten Spiele im Spieltraum. in kaum einer Woche ist es mal nicht auf einem Tisch zu finden. Und das aus gutem Grund. Das Spiel ist komplex, aber nicht so sehr, dass es einen überfordert oder erschlägt. Der eigene Zug ist schnell gespielt und man muss auch nicht lange warten bis man wieder dran ist. Es gibt zwar sechzehn Aktionsfelder, die man sich merken muss, aber da viele doppelt oder dreifach vorhanden sind (die Händler, die Moscheen, die Märkte) reduziert sich die Summe an Regeln, nicht jedoch die der Möglichkeiten und der Tiefgang des Spiels. Zudem sind die Grafiken sehr intuitiv. Alles andere ist auf einer Kurzreferenz für jeden Spieler zusammen gefasst. Istanbul bietet viele verschiedene Wege, die zum Sieg führen können. Keiner ist einfach so besser oder schlechter, denn je nach dem wie die Stadt aufgebaut ist und was die anderen Spieler gerade machen ergeben sich ständig neue Wege wie man seinen Zug optimal nutzen kann. Darum ist der Wiederspielreiz auch besonders hoch.

 

Andreas meint:

Auch wenn Camel Up jetzt nicht zwingend mein Topfavorit ist, ist es ein würdiger SdJ-Vertreter. Es funktioniert bei 3-4 Spieler wunderbar. Auch zu zweit ist es überraschend gut. Bei mehr als vier Spieler verändert sich das Spiel aber eher hin zu einem totalem Chaosspiel, wo man sich erstmal drauf einlassen. Auch sind die jüngeren Spieler mit viel Spaß dabei, wenn es darum geht die Kamele voranzutreiben und das Wetten für sie nicht ganz so spannend ist.  Ich persönlich mag Splendor dann doch aber lieber. Auch wenn es trockener und stiller ist und das Thema nur in homöopathischen Dosen vorhanden, irgendwie mag ich diesen schnellen Engine-Building Mechanismus, und ich kann auch nicht richtig begründen warum mich das Spiel so packt. Wahrscheinlich treffen die einzelnen kleinen Feinheiten genau mein Geschmacksmuster. Auch wenn ich den dritten Nominierten Concept für außerordentlich gut und innovativ halte, hätte ich doch lieber Love Letter auf der Nominierungsliste gesehen, welches ich für ein Ausnahmespiel halte, das es nur alle Jubeljahre gibt. Mit sechzehn Karten ein so starkes Spielgefühl zu erzeugen ist schon ganz großes Kino.

Mit Istanbul ist auch das genau das Richtige Spiel zum KdJ gewählt worden. Meine Meinung dazu deckt sich auch mit Krisses Schilderung. Rokoko hab ich noch nicht gespielt und Concordia ist zwar ein Spitzenspiel, hat aber hier und da seine Ecken und Kanten, die man für sich erst einmal glatt schleifen muss. Abschließend kann ich nur sagen: Starke Jahrgang, Starke Gewinner und natürlich „Schlaaaand!“